Meisen in der Reinacher Heide

von | Mrz 2, 2024

Zwischen Dornach (SO) und Reinach (BL) liegt mitten im Siedlungsgebiet ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung: die Reinacher Heide. Bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, bietet sie das ganze Jahr über gute Beobachtungsmöglichkeiten. In dem nur etwa 40 ha grossen Gebiet an der Birs finden sich verschiedene Habitate dicht beieinander: das Flussgewässer, Auwenald, Schotterlfächen und Magerwiesen. Die trockenen Bereiche entstanden in einer ehemals weitläufigen Fluss- und Auenlandschaft durch die Begradigung der Birs, die sich dadurch tiefer ins Flussbett eingrub, und so die trockenen Standorte in der Nähe des Gewässer mit ermöglichte.

Bei den Meisen ist jetzt überall der schöne „Frühlingsgesang“ der Kohlmeise in unzähligen Varianten zu hören. Ti-ta ti-ta ist nur eine davon. Für mich ist diese freudig-fröhliche Stimme jedes Jahr der Beginn der längeren Tage mit mehr Licht und der erwachenden und überall spriessenden Natur. Neben den vielen Gesangsvarianten haben die Kohlmeisen auch ein grosses Repertoire an Rufen, die selbst erfahrene Ornithologen immer wieder erstaunt zurücklassen, wenn sie den Urheber der nicht zuordenbaren Lautäusserungen entdecken. Auch die Blaumeisen sind voll aktiv und singen ihr schönes, zartes, silbriges Liedchen teilweise während sie von Ästchen zu Ästchen hüpfen oder sie begeben sich mal explizit auf eine Warte auf einem hohen Stängel oder einer exponierten Stelle im Gebüsch oder in einem Baum.

Das Erscheinen der Sumpfmeisen registriere ich meistens, wenn ich mir denke, ich habe etwas Meisenähnliches gehört, aber es ist ziemlich ungewöhnlich. Entweder ist es das pist-ja(tschä) oder eine harte Folge von tjip-tjip-tjip, tjä-tjä-tjä oder wita-wita-wita, letzteres dem Gesang der Tannenmeise durchaus sehr ähnlich. Wenn ich das Vögelchen dann entdecke und den Gesang mit dem Aussehen verbinden kann, freut es mich immer besonders, weil die Sumpfmeisen sich noch schneller und anmutiger durch die Vegetation bewegen als die anderen Meisen. Einer meiner liebsten Waldgesänge präsentiert die Haubenmeise. Die schärferen Eingangstöne enden in einem schnurrenden warmen Triller dürr-dürr. Sie turnt meistens hoch oben in Nadelbäumen durch das Geäst. Wenn ich sie mit dem Fernglas erspähen kann, komme ich jedesmal wieder aufs Neue ins Staunen, ob dieser wunderschönen schwarz-weissen Kopfzeichnung mit Krause, Sprenkel und dieser zauberhaften Federhaube. Diese beiden Arten, die Sumpf- und die Haubenmiese, können ihre Nisthöhlen selbst in morschen Bereichen von Bäumen bauen. Die Sumpfmeise macht dies eher gelegentlich, die Haubenmiese meistens. Einmal hatte ich das Glück, eine Haubenmeise dabei zu beobachten, wie sie sich unermüdlich am oberen Ende eines abgebrochenen Baumstamms durch das aufgeweichte Holz arbeitete. Dies blieb mir als besonderes Erlebnis in Erinnerung. In ähnlichen Gefilden unterwegs wie die Haubenmiese ist die äusserlich eher unscheinbare Tannenmeise. Sie ist vor allem charakterisiert durch einen grossen weissen Nackenfleck im sonst schwarzen Kopfbereich und ist fast noch schwerer zu entdecken als die Haubenmeise, da sie meistens eng an den Nadelästen ihr Futter sucht. Ihr Gesang ist ein charakteristisches wize-wize-wize.

Die Familie der Meisen (Paridae) ist gekennzeichnet durch kleine, kompakte Vögel von rund 10 bis 15 cm Länge, 17 bis 20 cm Spannweite und etwa 10 bis 12 g bei den kleineren Meisen und bis zu 20 g bei der Kohlmeise. Die Schnäbel sind kurz und kräftig, die Ernährung besteht überwiegend aus Insekten und Samen. Die Färbung ist abwechslungsreich mit hellen weiss-beigen, über grau-bräunliche bis zu gelb-schwarzen und blauen (bei der Blaumeise) Farbtönen. Sie sind allesamt quirrlige, gesellige und liebliche Vögel, die sich schnell durch das Geäst bewegen, gerne ihre vielfältigen Laute äussern und für mich meistens eine fröhliche und lebendige Stimmung verbreiten. Ich sehe sie eng verbunden mit der Pflege von Sträuchern und Bäumen und sie bilden eine Art Grundbesetzung in ganz verschiedenen Naturräumen. Eine ganz wichtige Aufgabe nehmen sie durch ihre Präsenz und Sichtbarkeit in der Nähe von Menschen in der Verbindung von diesen mit der Natur wahr.